flurkultur und Gutes Gemüse legen den Grundstein für einen „Agroforst“ am Walzbach
Zusammen mit dem Klimawandel ist das Artensterben das drängendste ökologische Problem unserer Zeit. Laut dem Bericht der Vereinten Nationen zur Artenvielfalt gehen weltweit täglich bis zu 130 Tier- und Pflanzenarten unwiederbringlich verloren. Das nimmt unseren Naturräumen immer mehr von ihrer Flexibilität und Widerstandskraft und untergräbt damit auch die Sicherheit unserer Nahrungsmittelversorgung. Verantwortlich dafür ist unter anderem der Rückgang an Lebensräumen – in unserer Gegend besonders durch die Ausdehnung von Siedlungs- und Verkehrsflächen, Flurbereinigungen und die intensive Bewirtschaftung von Weiden und Wiesen.
Mit dem Aufbau von Gehölzstrukturen können wir eine Menge für den Artenschutz tun. In Hecken, Säumen und artenreichen Blumenwiesen wachsen diverse Pflanzen, die etlichen Tierarten Wohnung und Nahrung bieten. Daher unterstützen wir die Initiative der Solidarischen Landwirtschaft Gutes Gemüse für den Ausbau ihres Gemüseackers am Walzbach zu einem „Agroforst“ und haben uns mit der Anschaffung von Bäumen und Sträuchern und mit Tatkraft an der Pflanz-Aktion am 25. Februar beteiligt.
Ackern zwischen Bäumen und Sträuchern – der „Agroforst“
Bei der Agroforstwirtschaft werden mehrjährige verholzende Pflanzen wie Bäume und Sträucher auf derselben Fläche angebaut wie landwirtschaftliche Nutzpflanzen. Solche Systeme gibt es schon seit Jahrtausenden in unterschiedlichen Formen, aus Gründen der Lukrativität und Platzmangel wurden jedoch viele Praktiken mit der Zeit aufgegeben. Mittlerweile findet diese Bewirtschaftung allerdings auch in Europa unter den Stichworten ‚Regenerative Landwirtschaft‘ und ‚Permakultur‘ wieder mehr Aufmerksamkeit.
Richtig ausgeführt entstehen zwischen den verschiedenen Bestandteilen eines Agroforstsystems zahlreiche positive Wechselwirkungen: die biologische Aktivität im Boden erhöht sich und dehnt sich in tiefere Schichten aus, die Bodenfruchtbarkeit wird verbessert, die Nährstoffkreise schließen sich wieder. Gehölzstrukturen halten Wind und Regen ab, beugen der Bodenerosion vor. und speichern CO2. Es entsteht ein wertvoller Lebensraum für Vögel und Insekten sowie weitere Nützlinge, die für eine biologische Landwirtschaft wichtig sind.
Selbst auf einem eher kleineren Gemüseacker wie dem von Gutes Gemüse gibt es die Möglichkeit, Gehölze zu integrieren und ein kleines Agroforstsystem entstehen zu lassen. Am vergangenen Wochenende wurde dafür ein erster großer Schritt getan: über 100 Sträucher und Bäume wurden aus gespendeten Gelder angeschafft und in einer gemeinschaftlichen Pflanz-Aktion in die Erde gebracht. Dabei hat das Gärtner:innen-Team von Gutes Gemüse sorgfältig geplant, wo welche Arten stehen sollen, damit sie eine Biotopvernetzung über den ganzen Acker leisten.
Die Hecken bestehen aus über 20 verschiedenen heimischen Wildsträuchern, die den ganzen möglichen Blütezeitraum abdecken und Tieren und Menschen Nahrung bieten. Einzelne kleinere Obstbäume sowie Beeren- und Rosensträucher ergänzen das System. Entlang des Rains zur Jöhlinger Straße wurden die Hecken dichter gepflanzt, damit sie Windschutz bieten und den Feinstaub der Straße besser abhalten. So wird der Gemüseacker am Walzbach immer mehr zu einem Biotop, das Tieren, Pflanzen und Menschen einen schönen Lebensraum bietet und gesunde Nahrung für alle hervorbringt.